Grifols-Übernahme-Saga: Vom gescheiterten Milliarden-Deal zur erfolgreichen Sanierung – Was Spaniens Pharma-Riese durchmachte
Guten Tag!
Als ich heute Morgen die neuesten Quartalszahlen des spanischen Pharmariesen Grifols durchging, musste ich unwillkürlich an die turbulenten Monate zurückdenken, die das katalanische Unternehmen hinter sich hat. Was für eine Achterbahnfahrt! Von dramatischen Short-Seller-Attacken über gescheiterte Übernahmeversuche bis hin zur beeindruckenden operativen Erholung – diese Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie widerstandsfähig spanische Unternehmen sein können. In den Nachrichten hörte ich, dass Grifols und Brookfield ein Übernahmeangebot prüfen.
Die aktuellen Entwicklungen sind mehr als bemerkenswert: Während Grifols im November 2024 noch mit einem gescheiterten Übernahmeangebot kämpfte und die Aktie abstürzte, präsentiert sich das Unternehmen heute im November 2025 in völlig neuem Glanz. Die jüngsten Quartalszahlen sprechen eine klare Sprache – und sie sind ausgesprochen positiv.
| Fakten | Details |
|---|---|
| Unternehmen | Grifols S.A., Barcelona, Spanien |
| Übernahmeversuch | Juli 2024 – November 2024 |
| Interessent | Brookfield Asset Management (Kanada) |
| Angebotswert | 6,45 Milliarden Euro (abgelehnt) |
| Aktueller Status (Nov. 2025) | Erfolgreich saniert, starkes Wachstum |
| Q3 2025 Umsatz | 1,865 Milliarden Euro (+9,1% im Jahresvergleich) |
Der Sturm zieht auf: Short-Seller erschüttern Spaniens Pharma-Giganten
Beginnen wir am Anfang dieser dramatischen Geschichte. Im Januar 2024 erschütterte eine Bombe die spanische Börsenwelt: Der New Yorker Hedgefonds Gotham City Research veröffentlichte einen vernichtenden Bericht über Grifols. Die Vorwürfe wogen schwer – angebliche Manipulation der Bilanzierung, künstlich niedrig gehaltene Schulden, überhöhte Gewinne. Was folgte, war ein Massaker an der Börse: Die Grifols-Aktie stürzte um mehr als 35 Prozent ab, über drei Milliarden Euro Börsenwert lösten sich in Luft auf.
Für das 1909 gegründete Familienunternehmen aus Barcelona, ein weltweit führender Hersteller von Plasmaderivaten, war dies ein beispielloser Schock. Grifols wies die Anschuldigungen vehement zurück und klagte gegen Gotham City Research. Doch der Schaden war angerichtet. Das Vertrauen der Investoren war erschüttert, und die hochverschuldete Gesellschaft – mit über 11 Milliarden Euro Verbindlichkeiten – stand plötzlich massiv unter Druck.
Rettungsversuch oder Ausverkauf? Brookfields umstrittenes Angebot
In dieser angespannten Situation betrat im Juli 2024 ein neuer Akteur die Bühne: Brookfield Asset Management, einer der größten kanadischen Investmentfonds mit einem verwalteten Vermögen von hunderten Milliarden Dollar. Gemeinsam mit der Gründerfamilie Grifols, die rund 30 Prozent der Anteile hält, kündigte Brookfield an, eine Übernahme zu prüfen.
Ich erinnere mich noch gut an die Aufregung in den spanischen Wirtschaftsmedien. War dies die Rettung für den angeschlagenen Konzern? Oder der Ausverkauf eines nationalen Champions zu Schleuderpreisen? Die Meinungen waren gespalten. Monatelang liefen Due-Diligence-Prüfungen, Brookfield wälzte Bilanzen und Geschäftsbücher. Im August meldeten Medien, der Fonds suche bei Banken Finanzierungen von bis zu 9,5 Milliarden Euro, um Grifols‘ bestehende Schulden umzuschulden.
Die spanische Börsenaufsicht CNMV setzte zeitweise sogar den Handel mit Grifols-Aktien aus – ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst die Lage war. Der Plan sah vor, dass Brookfield zusammen mit der Familie Grifols das Unternehmen von der Börse nehmen würde. Ohne den Druck kurzfristiger Quartalserwartungen und kritischer Analysten sollte eine grundlegende Sanierung möglich werden.
November 2024: Das große Scheitern und der Aktien-Crash
Doch dann kam der 19. November 2024 – ein Tag, den viele Grifols-Aktionäre nicht vergessen werden. Brookfield legte sein offizielles Angebot vor: 10,50 Euro pro A-Aktie, insgesamt 6,45 Milliarden Euro für das gesamte Unternehmen. Die Reaktion des Grifols-Vorstands? Eine schallende Ohrfeige.
„Das Angebot unterbewertet die fundamentalen Perspektiven und das langfristige Potenzial des Unternehmens erheblich“, hieß es in der offiziellen Stellungnahme. Der Vorstand empfahl den Aktionären ausdrücklich, das Angebot abzulehnen. Für Brookfield war dies das Ende. Nur eine Woche später, am 27. November 2024, verkündete der kanadische Fonds den Rückzug: Man sei „nicht in der Lage, unter den aktuellen Umständen ein potenzielles Angebot weiterzuverfolgen“.
Die Börse reagierte brutal. Die Aktie brach um weitere 13 Prozent ein. Investoren, die auf einen lukrativen Exit gehofft hatten, sahen sich enttäuscht. Viele fragten sich: Hatte der Vorstand richtig gehandelt? Oder eine historische Chance vertan?
Die Wiederauferstehung: Wie Grifols 2025 alle Zweifler eines Besseren belehrte
Und hier wird die Geschichte wirklich spannend. Denn was in den folgenden Monaten geschah, bewies: Der Grifols-Vorstand hatte recht behalten. Statt sich an einen Finanzinvestor zu verkaufen, krempelte das Management die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit.
Zunächst wurde die Führung erneuert. Im Februar 2025 trat Thomas Glanzmann als Vorstandsvorsitzender zurück, seine Nachfolge übernahm Anne-Catherine Berner. Ein klares Signal für Erneuerung. Gleichzeitig präsentierte Grifols im Februar beim Capital Markets Day einen ambitionierten Sanierungsplan: Bis 2029 will man einen Umsatz von 10 Milliarden Euro erreichen, das EBITDA auf 2,9 Milliarden Euro steigern und einen kumulierten Free Cashflow von über 3,5 Milliarden Euro generieren.
Und wissen Sie was? Es funktioniert! Die aktuellen Zahlen vom November 2025 zeigen: Im dritten Quartal stieg der Umsatz um beeindruckende 9,1 Prozent auf 1,865 Milliarden Euro. Für die ersten neun Monate des Jahres bedeutet das ein Plus von 7,7 Prozent. Der Gewinn? Mehr als verdoppelt! Der Konzern verbesserte sein Verschuldungsverhältnis von dramatischen Höchstständen auf nun 4,2 – ein gewaltiger Fortschritt.
Besonders erfreulich: Die Biopharma-Sparte, das Herzstück des Geschäfts, wächst zweistellig. Produkte wie Immunglobuline verzeichneten ein Wachstum von über 13 Prozent. Die Ratingagentur Moody’s reagierte im Mai 2025 prompt und stufte Grifols auf B2 mit positivem Ausblick hoch. Auch Fitch Ratings revidierte im November die Einschätzung nach oben.
Lehren für spanische Unternehmen und Investoren
Diese Geschichte lehrt uns mehrere wichtige Lektionen. Erstens: Nicht jedes Übernahmeangebot ist golden, auch wenn es in schwierigen Zeiten kommt. Grifols bewies Rückgrat und Vertrauen in die eigene Zukunft – und wurde belohnt. Zweitens: Operatives Geschäft schlägt Finanzakrobatik. Statt sich zu verkaufen, konzentrierte sich das Management auf das Wesentliche: bessere Produkte, effizientere Prozesse, zufriedenere Kunden.
Und drittens – und das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis für uns hier in Spanien: Unsere Unternehmen können es mit internationalen Playern aufnehmen. Grifols ist ein stolzes spanisches Unternehmen mit über 115 Jahren Geschichte, ein Weltmarktführer in seinem Segment. Die erfolgreiche Abwehr des Übernahmeversuchs und die anschließende Sanierung zeigen, dass spanisches Management-Know-how Weltklasse sein kann.
Ausblick: Brookfield kehrt zurück – oder doch nicht?
Interessanterweise gab es im April 2025 erneut Spekulationen. Die spanische Wirtschaftszeitung El Confidencial berichtete, Brookfield habe den Kontakt zu den Grifols-Aktionären wieder aufgenommen und erwäge ein neues Angebot im Wert von 7 Milliarden Euro – deutlich mehr als beim ersten Versuch. Brookfield bestätigte zwar „allgemeine Gespräche“ mit Referenzaktionären, dementierte aber offizielle Verhandlungen mit dem Vorstand.
Seitdem ist es ruhig geworden. Grifols konzentriert sich auf die Umsetzung seines Wertschöpfungsplans, und die Zahlen sprechen für sich. Die Aktie hat sich von ihren Tiefstständen im April 2025 bei 7,44 Euro deutlich erholt und notiert aktuell bei über 11 Euro. Noch ist sie weit entfernt von den Höchstständen vor der Gotham-City-Attacke, doch die Richtung stimmt.
Häufige Fragen (FAQ)
Warum scheiterte die Übernahme von Grifols durch Brookfield?
Die Übernahme scheiterte im November 2024, weil der Grifols-Vorstand das Angebot von 6,45 Milliarden Euro als deutlich zu niedrig bewertete. Der Vorstand war überzeugt, dass das Unternehmen fundamental unterbewertet wurde und bessere Perspektiven habe. Die nachfolgende operative Erholung 2025 gab dem Vorstand recht.
Wie hat sich Grifols nach dem gescheiterten Deal entwickelt?
Grifols hat sich beeindruckend erholt. Im dritten Quartal 2025 stieg der Umsatz um 9,1 Prozent, der Gewinn verdoppelte sich mehr als, und die Verschuldungsquote verbesserte sich deutlich auf das 4,2-fache des EBITDA. Das Unternehmen führte zudem wieder Dividendenzahlungen ein und erhielt positive Ratings von Moody’s und Fitch.
Was macht Grifols genau und warum ist das Unternehmen wichtig?
Grifols ist ein weltweit führender Hersteller von Plasmaderivaten – lebenswichtigen Medikamenten, die aus Blutplasma gewonnen werden. Dazu gehören Immunglobuline für Immunschwäche-Patienten, Albumin und Gerinnungsfaktoren. Das 1909 in Barcelona gegründete Unternehmen beschäftigt tausende Mitarbeiter und ist ein wichtiger Akteur im spanischen Gesundheitssektor.
Könnte Brookfield erneut ein Übernahmeangebot machen?
Im April 2025 gab es Berichte über erneute Kontakte zwischen Brookfield und Grifols-Aktionären, seitdem ist es jedoch ruhig geworden. Angesichts der starken operativen Entwicklung und der gestiegenen Bewertung wäre ein erneutes Angebot deutlich teurer als 2024. Aktuell konzentriert sich Grifols auf die Umsetzung seiner eigenständigen Strategie.
Veröffentlicht am: 8. Juli 2024 – Aktualisiert am: 9. November 2025
