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Die Regierung antwortete auf den Vorschlag der PP und Vox

Die Regierung antwortete auf den Vorschlag der PP und Vox

Migrationsdebatte auf den Kanaren: Von Rekordzahlen zu ersten Erfolgen bei der Umverteilung

Die Kanarischen Inseln stehen seit Jahren im Zentrum der europäischen Migrationsdebatte, denn ihre geografische Lage macht sie zum Haupteingangstor für Menschen aus Westafrika. Das Jahr 2024 brachte mit 46.802 angekommenen Migranten einen traurigen Rekord, und darunter befanden sich 4.050 unbegleitete Minderjährige. Diese Zahlen stellten die Kapazitäten der Inselverwaltung weit über ihre Grenzen, und der politische Druck auf Madrid wuchs. Doch 2025 zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Ankunftszahlen sind deutlich zurückgegangen, aber gleichzeitig macht die Umverteilung der Minderjährigen erste Fortschritte.

Die Debatte zwischen der spanischen Zentralregierung und den Autonomen Gemeinschaften hat sich über Jahre hingezogen und dabei verschiedene Fronten aufgemacht. Während Ministerpräsident Pedro Sánchez und seine Regierung auf europäische Lösungen und Zusammenarbeit mit afrikanischen Herkunftsländern setzen, fordert die Opposition härtere Maßnahmen. Die konservative Volkspartei PP hatte zeitweise sogar vorgeschlagen, Kriegsschiffe der Marine einzusetzen, um Migranten auf dem Meer abzufangen. Dieser Vorschlag wurde von Innenminister Fernando Grande-Marlaska als „höchste Verantwortungslosigkeit“ zurückgewiesen, denn internationale Seerechtsabkommen verpflichten jedes Schiff zur Rettung von Menschen in Seenot.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

  • 2024: 46.802 Migranten erreichten die Kanaren (Rekord), davon 4.050 unbegleitete Minderjährige
  • 2025 (bis Mai): 10.800 Migranten (-34,4% zum Vorjahr)
  • Aktuell betreut: Über 5.500 unbegleitete Minderjährige auf den Kanaren
  • März 2025: Neues Gesetz ermöglicht Umverteilung von 4.400 Minderjährigen
  • August 2025: Erste Minderjährige werden aufs Festland umgesiedelt
  • Finanzierung: 8,5 Millionen Euro für Kanaren, aber Defizit von 140 Millionen Euro

Rekordja

hr 2024 und die Überlastung

Das Jahr 2024 ging als Rekordjahr in die Geschichte ein, denn nie zuvor hatten so viele Menschen die gefährliche Atlantikroute von Westafrika zu den Kanaren gewagt. Die 46.802 angekommenen Migranten bedeuteten einen Anstieg von 17,2 Prozent gegenüber dem bisherigen Höchstwert von 2022. Besonders dramatisch war die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen, die mit 4.050 Kindern und Jugendlichen ebenfalls einen neuen Höchststand erreichte. Die meisten von ihnen sind Jungen zwischen 15 und 17 Jahren aus Ländern wie Mali, Senegal und Mauretanien, und sie reisen ohne Eltern oder Verwandte.

Die Inselverwaltung war mit dieser Situation hoffnungslos überfordert, denn laut Artikel 35 des spanischen Ausländergesetzes ist immer die Region zuständig, in der ein unbegleiteter Minderjähriger ankommt. Da die meisten Boote auf den Kanaren landen, blieb die gesamte Verantwortung bei den Inseln. Die Aufnahmezentren waren für maximal 2.000 Personen ausgelegt, aber zeitweise wurden über 5.500 Minderjährige betreut. Die Folge waren überfüllte Unterkünfte, unzureichende Betreuung und teilweise unhaltbare Zustände. Immer wieder mussten Zentren wegen Hygienemängeln geschlossen werden, und es gab Berichte über Proteste und Selbstverletzungen unter den Jugendlichen.

Der politische Kampf um Umverteilung

Über Monate kämpften die Kanaren gemeinsam mit den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla für eine Gesetzesänderung, die eine solidarische Umverteilung ermöglichen sollte. Die Coalición Canaria (CC), die auf den Inseln mitregiert, machte ihre Unterstützung für Ministerpräsident Sánchez von diesem Punkt abhängig. Im März 2025 kam endlich der Durchbruch, denn der spanische Kongress stimmte einer Änderung des Ausländergesetzes zu. Das neue Dekret ermöglicht es den Kanaren, bis zu 4.400 unbegleitete Minderjährige auf andere Autonome Gemeinschaften zu verteilen.

Die Verteilung erfolgt nach einem Schlüssel, der Einwohnerzahl, Pro-Kopf-Einkommen, Arbeitslosenquote und bisheriges Engagement für Migration berücksichtigt. Demnach müssten die Kanaren selbst nur für 900 Minderjährige Plätze vorhalten, aber tatsächlich betreuen sie weiterhin über 5.500. Im August 2025 wurden die ersten Jugendlichen tatsächlich aufs Festland umgesiedelt, und die CC feierte dies als „historischen Erfolg für Gerechtigkeit und Menschenwürde“. Doch der Prozess läuft schleppend, und viele Autonome Gemeinschaften weigern sich nach wie vor, ihren Anteil zu übernehmen.

Deutlicher Rückgang im Jahr 2025

Eine positive Entwicklung zeigt sich bei den Ankunftszahlen, denn im ersten Halbjahr 2025 kamen deutlich weniger Migranten auf den Kanaren an. Bis Mitte Mai wurden 10.800 Menschen gezählt, was einem Rückgang von 34,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Diese Zahlen veröffentlichte das spanische Innenministerium im Mai 2025 und sie geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig und reichen von verstärkter Zusammenarbeit mit Mauretanien bis zu schlechterem Wetter auf dem Atlantik.

Allerdings warnen Experten davor, diese Zahlen überzubewerten. Die Migrationsbewegungen schwanken stark je nach Jahreszeit, und besonders in den Sommermonaten steigen die Ankünfte traditionell an. Tatsächlich befürchtet die kanarische Sozialministerin Candelaria Delgado, dass die Zahlen im Sommer wieder zunehmen werden. Sie kritisierte die Zentralregierung dafür, dass eine weitere Konferenz zur Finanzierung erst für September angesetzt war, und nannte dies „völlig undenkbar“. Die Erfahrung zeige, dass gerade zwischen Juli und September besonders viele Boote kommen, und dann müsse das System funktionieren.

Militärflugzeuge und umstrittene Maßnahmen

Im Januar und Februar 2025 griff die spanische Regierung zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und setzte Militärflugzeuge ein, um Migranten von den Kanaren aufs Festland zu transportieren. Zwei A400M-Transportmaschinen der Luftwaffe flogen am 31. Dezember 2024 von El Hierro und am 9. Januar 2025 von Lanzarote ab und brachten jeweils 100 Personen nach Spanien. Das Verteidigungsministerium rechtfertigte den Einsatz von Militärflugzeugen mit der Überlastung der Aufnahmezentren und der hohen Nachfrage nach kommerziellen Flügen während der Feiertage.

Die Opposition kritisierte diese Maßnahme scharf und warf der Regierung vor, die Migration zu militarisieren. Die PP hatte bereits zuvor gefordert, Kriegsschiffe der Armada einzusetzen, um Migranten auf hoher See abzufangen und zurückzubringen. Innenminister Grande-Marlaska wies solche Vorschläge entschieden zurück und nannte sie „großes Gerede“ ohne ernsthafte Grundlage. Er verwies darauf, dass jedes spanische Kriegsschiff nach internationalem Seerecht verpflichtet sei, Menschen in Seenot zu retten und nicht zurückzuschicken. Die Debatte zeigt die tiefen Gräben zwischen Regierung und Opposition beim Thema Migration.

Die finanzielle Belastung der Kanaren

Neben den humanitären Herausforderungen stellt die Migration auch eine enorme finanzielle Belastung dar. Die kanarische Sozialministerin Delgado bezifferte das aufgelaufene Defizit im Juni 2025 auf 140 Millionen Euro, und diese Summe wächst weiter. Die Zentralregierung stellte den Kanaren zwar 8,5 Millionen Euro zur Verfügung, aber Delgado nannte diese Summe „völlig unzureichend“ angesichts der tatsächlichen Kosten. Die Betreuung eines unbegleiteten Minderjährigen kostet etwa 150 Euro pro Tag, und bei über 5.500 Jugendlichen summiert sich das schnell.

Die Ministerin forderte eine staatliche Finanzierung, die die gesamte Vormundschaft bis zur Volljährigkeit abdeckt, denn nur so lasse sich eine angemessene Betreuung gewährleisten. Andere Regionen wie Ceuta und Melilla erhielten ebenfalls Millionen, aber auch dort reichen die Mittel bei weitem nicht aus. Das System steht vor einem Kollaps, und ohne substanzielle finanzielle Unterstützung durch Madrid sehen die Verantwortlichen schwarz. Die Kanaren pochen darauf, dass Migration eine gesamtstaatliche Aufgabe ist und nicht auf die Schultern einer Region abgewälzt werden darf.

Zusammenarbeit mit afrikanischen Herkunftsländern

Innenminister Grande-Marlaska betont immer wieder, dass die Lösung der Migrationskrise in den Herkunftsländern beginnen muss. Spanien arbeitet eng mit Mauretanien, Senegal und anderen westafrikanischen Staaten zusammen, um die Ursachen der Migration zu bekämpfen. In Mauretanien gibt es über 300.000 Flüchtlinge, vor allem aus Mali, Niger und Burkina Faso, und die Zahl steigt ständig. Das Flüchtlingslager M’Berra beherbergt allein über 200.000 Menschen unter schwierigsten Bedingungen. In Libyen sind es sogar 800.000 Flüchtlinge, die auf eine Weiterreise nach Europa hoffen.

Der kanarische Präsident Fernando Clavijo reiste mehrfach nach Mauretanien und berichtete von etwa 150.000 Menschen, die dort auf eine Überfahrt zu den Kanaren warten. Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Herausforderung, denn selbst wenn die Ankünfte auf den Kanaren zurückgehen, bleibt der Druck enorm. Marlaska argumentiert, dass nur durch Entwicklungshilfe, Zusammenarbeit und bessere Lebensbedingungen in Afrika die Migration langfristig reduziert werden kann. Die kurzfristigen Maßnahmen auf dem Meer oder an den Grenzen seien zwar notwendig, aber sie lösen das Problem nicht an der Wurzel.

Die menschliche Dimension

Hinter allen Zahlen und politischen Debatten stehen individuelle Schicksale. Die unbegleiteten Minderjährigen auf den Kanaren haben oft traumatische Erfahrungen hinter sich, denn die Reise über den Atlantik in kleinen Booten ist lebensgefährlich. Im ersten Halbjahr 2024 starben nach UN-Angaben bereits 1.480 Menschen auf der sogenannten Kanarischen Route, und sie gilt als die tödlichste Fluchtroute der Welt. Viele der Jugendlichen haben Verwandte oder Freunde auf der Überfahrt verloren, und sie tragen diese Last mit sich.

Auf Gran Canaria gibt es Initiativen von Studierenden, die den Jugendlichen Spanischunterricht geben und ihnen beim Einstieg ins Leben helfen. Doch die Integration ist schwierig, denn laut Berichten waren Ende 2024 nur etwa 40 Prozent der minderjährigen Migranten im Schulsystem integriert. Viele fallen durchs Raster und haben keine Perspektive. Wenn sie mit 18 Jahren volljährig werden, verlieren sie den Schutzstatus und müssen die Aufnahmezentren verlassen. Dann sind sie auf sich allein gestellt, oft ohne Schulabschluss und ohne Papiere. Diese Jugendlichen brauchen mehr als nur ein Dach über dem Kopf – sie brauchen Bildung, Betreuung und eine Zukunftsperspektive.

Wie geht es weiter?

Die Situation auf den Kanaren bleibt angespannt, auch wenn die Ankunftszahlen 2025 niedriger sind als im Vorjahr. Die ersten Umsiedlungen von Minderjährigen aufs Festland sind ein Hoffnungsschimmer, aber der Prozess ist langsam und umstritten. Viele Autonome Gemeinschaften weigern sich nach wie vor, ihren Anteil zu übernehmen, und ohne politischen Druck wird sich daran wenig ändern. Die finanzielle Belastung wächst, und die Kanaren fordern zu Recht mehr Unterstützung vom Staat. Gleichzeitig muss die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Herkunftsländern intensiviert werden, denn nur dort kann die Migration an der Wurzel bekämpft werden.

Die politische Debatte zwischen Regierung und Opposition wird weiter hart geführt werden, denn Migration ist ein emotionales Thema mit vielen Facetten. Die Vorschläge reichen von humanitären Lösungen bis zu militärischen Abschottungsmaßnahmen, und ein Kompromiss scheint schwer erreichbar. Für die Menschen auf den Kanaren und besonders für die unbegleiteten Minderjährigen braucht es dringend praktische Lösungen statt politischer Scharmützel. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Umverteilung wirklich funktioniert und ob Madrid seiner Verantwortung gerecht wird. Die Inseln haben lange genug gewartet.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie viele Migranten kamen 2024 auf die Kanaren?

Im Jahr 2024 erreichten 46.802 Migranten die Kanarischen Inseln über den Seeweg. Das war ein Rekord und bedeutete einen Anstieg von 17,2 Prozent gegenüber dem bisherigen Höchstwert von 2022. Unter den Ankommenden waren 4.050 unbegleitete Minderjährige.

Hat sich die Situation 2025 verbessert?

Die Ankunftszahlen sind 2025 deutlich zurückgegangen. Bis Mitte Mai wurden nur 10.800 Migranten gezählt, was einem Rückgang von 34,4 Prozent entspricht. Allerdings bleiben die Betreuungskapazitäten überlastet, weil noch über 5.500 unbegleitete Minderjährige auf den Inseln sind.

Was ist die Kanarische Route und warum ist sie so gefährlich?

Die Kanarische Route führt von Westafrika über den Atlantik zu den Kanarischen Inseln. Sie gilt als die tödlichste Fluchtroute der Welt, weil die Boote oft hochseeuntauglich sind und die Überfahrt mehrere Tage dauert. 2024 starben mindestens 1.480 Menschen auf dieser Route.

Werden unbegleitete Minderjährige jetzt aufs Festland verteilt?

Ja, seit März 2025 gibt es ein neues Gesetz, das die Umverteilung von bis zu 4.400 Minderjährigen ermöglicht. Im August 2025 wurden die ersten Jugendlichen aufs Festland umgesiedelt. Der Prozess läuft aber schleppend, weil sich viele Regionen weigern, ihren Anteil zu übernehmen.

Warum sind die Kanaren besonders betroffen?

Die Kanaren liegen geografisch günstig für Boote aus Westafrika, besonders aus Mauretanien und Senegal. Seit 2021 ist diese Route eine der Hauptwege nach Europa. Laut spanischem Ausländergesetz ist immer die Region zuständig, wo Migranten ankommen – deshalb tragen die Kanaren die ganze Last.



Aktualisiert am: 20.10.2025

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